Erzherzog Ferdinand, der Landesfürst der innerösterreichischen Länder
und spätere Kaiser Ferdinand II., ist in die Geschichtsschreibung als Verfechter
einer harten gegenreformatorischen Politik und als eine der zentralen Figuren
des Dreißigjährigen Krieges eingegangen; am Höhepunkt seiner Macht
zweifelsohne einer der wichtigsten politischen Faktoren in Europa, sammelte
er seine ersten Erfahrungen auf dem politischen Parkett in Innerösterreich.
Ferdinand übernahm die Macht nominell bei seiner Rückkehr aus Ingolstadt
im Jahr 1595 und offiziell nach den Erbschenkungen, die in der Steiermark, in
Kärnten und Krain von Dezember 1596 bis Februar 1597 stattfanden. Der neue
Landesfürst gab den Forderungen der protestantischen Stände nicht nach und
nahm schließlich ihre Erbschenkungen an, ohne den Ständen Religionskonzessionen
gemacht zu haben, die von der Brucker Religionspazifikation festgelegt
worden waren.
Dann kam die allmähliche Durchführung der Gegenreformation an die
Reihe, die auf die politischen Rekatholisierungsprogramme in Innerösterreich
folgte, insbesondere auf die Denkschrift des Lavanttaler Bischofs Georg Stobaeus
aus dem Jahr 1598. Erzherzog Ferdinand gestaltete seine sakralisierte
patriarchalisch-politische Gesinnung auf der Grundlage seiner katholischen
Erziehung und Bildung aus, von Bedeutung war auch der Einfluss der bayerischen
Verwandten der Wittelsbacher. Im Kontext seiner verfassungspolitischen
Ansichten und politischen Programme, die sich bereits seit der Münchener
Vereinbarung des Jahres 1579 entwickelten, können die in dem Beitrag
behandelten Dekrete verstanden werden, insbesondere das Patent über den
endgültigen Landesverweis der Prädikanten und die Abschaffung des protestantischen
Gottesdienstes in den innerösterreichischen Ländern, mit dem der
Erzherzog alle seine Anordnungen der vergangenen Jahre noch einmal zusammenfasste
und dem Protestantismus in seinem Herrschaftsgebiet einen harten
Schlag versetzte. Aus dem Patent ist zu ersehen, dass sich der Landesfürst bei
der Regierung auf die katholische Geistlichkeit stützte, die ihn außerdem über
die Glaubensverhältnisse in den Ländern laufend unterrichtete. Das Patent
deutet auf die Entstehung des Kryptoprotestantismus nach der Ausweisung der
Prädikanten aus den Städten im Jahr 1598 hin, als sich diese auf die Burgen
und Schlösser des protestantischen Adels zurückzogen und dort mit der protestantischen
Religionsausübung fortfuhren, wozu offensichtlich auch die gewöhnlichen Menschen – Bürger und Bauern – zugelassen wurden. Ferdinand
stellte eine Zuwiderhandlung – sowohl der Prädikanten als auch ihrer adligen
Beschützer – unter hohe Strafe und forderte den Gehorsam aller Bewohner der
Länder. Auf die landesfürstlichen gegenreformatorischen Anordnungen und Verbote
aus der Zeit zwischen 1598 und 1599 folgten in den darauffolgenden Jahren
die Glaubenskommissionen, die unter bischöflicher Leitung die Steiermark,
Kärnten und Krain durchkämmten und die Befehle des Landesfürsten an Ort
und Stelle durchsetzten.