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Zgodovina za vse

"Una dua so bli sraun, ko so babo saklal"

Zločin iz gostilne ob glavni trgovski cesti med Dunajem in Trstom

Soavtor(ji):Janez Cvirn (ur.)
Leto:1994
Založnik(i):Zgodovinsko društvo, Celje
Jezik(i):slovenščina
Vrst(e) gradiva:besedilo
Avtorske pravice:
CC license

To delo avtorja Aleksander Žižek je ponujeno pod Creative Commons Priznanje avtorstva-Nekomercialno-Brez predelav 4.0 Mednarodna

Datoteke (1)
Ime:1994_1_Zgodovina za vse.pdf
Velikost:6.04MB
Format:application/pdf
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Opis

"V noči s 5. na 6. tega meseca je bila Jedrt Murn, najemnica gostilne ob glavni cesti v občini Trnava, umorjena z več vbodi.... " To sporočilo, ki bi ga lahko prebrali tudi v današnjem Delu, je gospoščinsko sodišče v Preboldu 28. julija 1840 poslalo okrajnim gosposkam Novi klošter, Žovnek. Novo Celje, Laško in Ojstrica. Dokument, ki nosi številko 39 in je del sodnih spisov v preiskavi zoper italijanskega zidarja Antonia dell' Aquo, nas seznani z verjetno najzanimivejšim primerom, kar se jih je znašlo pred "kriminalnimi sodniki" naštetih gospoščin. Daje nam osnovno informacijo o zadevi, ki je sodne mline zaposlovala celi dve leti. Če hočemo vso stvar čim natančneje "podoživeti", moramo svoje potovanje v "ozadje zločina" začeti vsaj dan pred usodnim dogodkom.

Metapodatki (12)
  • identifikatorhttps://hdl.handle.net/11686/2701
    • naslov
      • "Una dua so bli sraun, ko so babo saklal"
      • Zločin iz gostilne ob glavni trgovski cesti med Dunajem in Trstom
      • The Two of Them Were There When The Old Bag Was Stabbed
      • On the Crime in the Inn By the Main Trade Route from Vienna to Trieste
      • Di zwoa san dabei gwes'n, wie's dös Weib d'erschlog'n ham
      • Das Verbrechen aus dem Gasthaus an der Haupthandelsstraße zwischen Wien und Triest
    • ustvarjalec
      • Aleksander Žižek
    • soavtor
      • Janez Cvirn (ur.)
    • predmet
      • umori
      • kazenski procesi
      • Slovenija
      • 1840
      • criminal processes
      • Slovenia
      • 19th century
    • opis
      • On the basis of a detailed description of the judicial inquest into the murder of Jedrt Murn, the innkeeper from Trnava (a town situated by the main trade route Vienna-Trieste), which occurred on the night of July 5, 1840, the author deals with the phenomenon of making foreigners the scapegoat. Although the inquest provided almost conclusive evidence that Jedrt Murn was murdered by her husband Franc, suspicion fell on Italian bricklayers working at that time on the construction of a textile factory in the nearby town of Prebold. The suspicious community, whose fate it was to till the fields, wasted no time in branding these workers as vagrants and rogues, and by seeking in this way, also found scapegoats among them on which they vented their anger at every unpleasant occurrence.
      • Kurz nach Mitternacht am 6. Juli 1840 stürzte der Gastwirt Franc Murn aus Trnava blutüberströmt ins Wirtshaus des Anton Šlander im Grajska vas und sagte zu den Anwesenden: "Jesus, die Italiener hätten mich fast umgebracht, wahrscheinlich haben sie inzwischen meine Frau umgebracht, um Gottes Willen, kommt und helft!" Die Einheimischen machten sich unter der Führung von Šlander auf den Weg zu Murns Gasthaus und versahen sich unterwegs reichlich mit Latten aus den Zäunen am Wegesrand. Bei der Gartenlaube vor dem Gasthaus fanden sie Jedrt Murn vornübergebeugt, in sitzender Stellung - sie gab kein Lebenszeichen von sich; im Gasthaus selbst bot sich ihnen die totale Verwüstung. Gleich auf den ersten Blick erschien Murns Aussage, seine Frau sei von Italienern, die am Abend im Wirtshaus gesessen und getrunken hätten und dann plötzlich mit Knotenstöcken auf sie losgegangen seien, ermordet worden, als die Wahrheit. Deshalb verhafteten die Behörden schnell den italienischen Arbeiter Antonio dell' Aqua, der mit seinen Landsleuten als Bauarbeiter auf der Baustelle der Prebolder Textilfabrik angestellt war, und versuchten seine Helfershelfer zu ermitteln. (Letzteres war natürlich schwierig, denn nach Murns Ansicht ähnelten sich ohnehin alle Italiener in ihrer Physiognomie). In der Untersuchung des Falles stellte es sich jedoch immer deutlicher heraus, daß Mum sich die ganze Geschichte ausgedacht hatte. Er konnte nämlich vor Gericht die Gründe für den Überfall nicht erklären (denn es war ja während des Trinkgelages zwischen den Italienern und ihm zu keiner Auseinandersetzung gekommen), und auch sein Verdacht, es habe sich wahrscheinlich um einen Raubüberfall gehandelt, hatte nicht das rechte Gewicht, denn die mutmaßlichen Täter hatten nichts aus dem Gasthaus entwendet (es fehlte lediglich ein Messer, das zum Bratenschneiden verwendet wurde und mit dem Jedrt Murn ermordet worden war). Im Lauf der Untersuchung, in der zahlreiche Zeugen vernommen wurden, wurde es den Richtern immer klarer, daß der arme italienische Bauarbeiter Antonio dell' Aqua in die Murnsche Geschichte durch einen unglücklichen Zufall hineingeraten war (einmal hatte er im Murnschen Gasthaus gesessen und getrunken und auf seiner Harmonika gespielt, wodurch er dem Wirt aus Trnava im Gedächtnis geblieben war und so von der Baustelle weg geradewegs im Prebolder Gefängnis gelandet war). Die Untersuchungsrichter waren immer mehr der Überzeugung, daß Franc Mum selber seine Frau ermordet hatte, denn - laut Zeugenaussagen - hatte er sich mit ihr nicht gerade im besten Einvernehmen befunden. (Nach Ansicht der Nachbarn war Mums kinderlose Ehe mit Jedrt offenbar nicht gerade glücklich, Mum war ein streitsüchtiger und grober Mann, der regelmäßig über die Stränge schlug). Das Prebolder Gericht teilte dem Grazer Gericht in einer besonderen Schrift vertraulich mit, daß die Untersuchung gegen Antonio dell' Aqua in eine Sackgasse geraten sei und sich dagegen die Beweise gegen Franc Mum häuften. Anfang Oktober 1840 war es mehr oder weniger klar, daß sich das Gericht von der "italienischen Seilschaft" keine Lösung des Falls versprechen konnte. Die italienischen Bauarbeiter bestätigten nämlich Aquas Geschichte, und der Verdächtigte selber machte eher den Eindruck eines Opfers als den eines Mörders. Das Ihre trag auch die Aussage des Vorarbeiters der Bauarbeiter, Guiseppe Danelutti, bei, der seine Bemühung um ein vorbildliches Betragen seiner Leute damit begründete, daß es für ihn wichtig sei, "in gutem Ruf zu stehen, allein schon deshalb, weil ihnen die Hiesigen gem alles Schlechte zuschrieben" - ein Satz, der für das Verständnis des Falles Mum ausschlaggebend ist. Deshalb entließ das Prebolder Gericht schon Ende Oktober 1840 dell' Aqua aus der Haft, veranlaßte Ende Dezember die Untersuchung gegen Franc Mum (er wurde des Mordes und falscher Anklage beschuldigt) und verhaftete ihn drei Wochen später "im Interesse der öffentlichen Sicherheit". Mit dieser Verhaftung begann der entscheidende Teil der Untersuchung des Mordfalles im Murnschen Gasthaus. Das mächtige Rad des Untersuchungsapparates drehte sich von neuem und erfaßte ein neues Opfer - den Gastwirt Franc Mum. In der Untersuchung wurde klar, daß Franc Mum ausreichende Motive für den Mord an seiner Frau gehabt hatte. Seine Beziehung zu ihr war schon seit der Hochzeit außergewöhnlich schlecht gewesen, denn er hatte ihr seine hohe Verschuldung verschwiegen, und er hatte ein uneheliches Kind, Neža (die Frucht eines Verhältnisses mit Neža Marine), das beim Gastwirt Tepker lebte. All das vergiftete die Atmosphäre zwischen den Eheleuten. Obwohl einige Zeugenaussagen auch ein menschlicheres und milderes Bild des Verdächtigten zeichneten (mehrere Zeugen sagten aus, Mum sorge außergewöhnlich gut für seine uneheliche Tochter Neža, er bringe ihr Spielsachen und Süßigkeiten), sprachen alle Indizien dafür, daß Mum selbst seine Frau ermordet habe. Doch kurz vor Abschluß der Untersuchung verkomplizierte sich die Angelegenheit noch einmal, und die zentralen Figuren wurden wieder die italienischen Bauarbeiter. Einer der Zeugen, Vincenc Hojnik, Metzger und Wirt in Ločica, erzählte nämlich, daß die italienischen Bauarbeiter sich vor einigen Tagen in seinem Gasthaus beim Kartenspielen untereinander in Streit geraten seien und einer von ihnen sich beim Wirt über seine beiden Mitspieler beschwert habe, daß diese nichts anderes verdient hätten als eingesperrt zu werden, denn das seien "di zwoa, was dabei gwes'n san, wie's dös Weib d'erschlag'n ham". Durch Hojniks Zeugnis wurde Mums Geschichte wieder etwas glaubwürdiger, und das Gericht befand sich wiederum in einer Sackgasse. Dennoch zeigten neuerliche Verhöre der italienischen Bauarbeiter und der Nachbarn klar, daß Jedrt Mum nicht von den Italienern ermordet worden war. Mitte Juni 1842 schrieb der Richter Perko ein Begleitschreiben zu den Untersuchungsakten Franc Mums, die dem Grazer Gericht als Stütze bei der Urteilsfindung dienten. Das Urteil kennen wir leider nicht, es ist aber für unsere Geschichte auch nicht wer weiß wie wichtig. Wichtiger ist der Mechanismus, die Verwicklung, die sie erst möglich gemacht hat, sowie die dauernde Suche nach dem Täter unter den Fremden - den italienischen Bauarbeitern, die von einer argwöhnischen, fest mit ihrem Boden verwachsenen Dorfgemeinschaft im Handumdrehen stigmatisiert werden (Landstreicher, Tunichtgute) und bei denen auch immer die Schuldigen für jeden unliebsamen Vorfall gesucht werden.
    • založnik
      • Zgodovinsko društvo
    • datum
      • 1994
    • tip
      • besedilo
    • jezik
      • Slovenščina
    • jeDelOd
    • pravice
      • licenca: ccByNcNd